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Ágnes Heller: „Liebe Hannah, ich werde im Hotel Sacher übernachten, dort können Sie mich finden.“ Am 30. Oktober 2017 spät Nachmittags traf ich sie dort im Salon, zwischen zwei Interviewterminen. Ich hatte die damals 88 Jährige über Facebook angeschrieben und wider Erwarten hat sie sofort geantwortet. Klein und zart war sie die ungarische Philosophin Ágnes Heller, mit klarem Blick und einer unglaublichen intellektuellen Präsenz, dabei liebenswürdig und doch erweckte sie in mir das Gefühl, sie beschützen zu wollen. Warum ich sie denn malen wolle, fragte sie mich, vielleicht doch ein bisschen geschmeichelt, in jedem Fall aber freundlich und interessiert. „Weil mir Frauen wie Sie ein Vorbild sind.“ Das schien ihr als Antwort wohl akzeptabel und sie ließ sich in der halben Stunde, die wir miteinander hatten völlig unprätentiös, weiter mit mir plaudernd, photographieren. Eine Frau, die durch ihren Geist zu leuchten schien. Das Photo dieser Serie, welches mir als Vorlage diente, war in sich so bewegt, als würden Wellen ihr Gesicht umspülen. Ich wählte es weil es mir so bezeichnend für diese unglaubliche Frau schien. Und dann stand das Bild lange unfertig im Atelier. Zu lange als dass sie die Fertigstellung noch erlebt hätte. Am 19. Juli 2019 kam die traurige Nachricht: Ágnes Heller – ertrunken im See…